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Mister Statistik

15 December 2014 - Version 1

Hans Rosling kannte ich bereits seit längerem. Er ist der etwas langweilig aussehende Professor, der in einem berühmten TED-Talk die staubtrockensten Statistiken zu Lebenserwartung und Kinderanzahl mit information visualization (Biblionetz:w01834) in eine spannenden Sportreportage verwandelt und damit ernsthafte Themen verständlich und attraktiv präsentiert:

mister-statistik-01.jpg

Diese 20 Minuten lohnen sich, denn sie zeigen, wie statistische Daten im digitalen Zeitalter zu Leben erwachen können und nicht mehr statisch auf Papier kleben müssen. Bemerkenswert ist auch Roslings Aussage "Durchschnittswerte verbergen die wahren Verteilungen." (Hattie, ich hör Dich trappsen)

Ich fand Hans Rosling somit schon bisher cool. Ich habe ihn mir jedoch als relativ theoretischen Büromenschen vorgestellt. Ein Artikel in der gestrigen Sonntagszeitung (Biblionetz:t17354) (den es leider nicht online gibt), berichtet nun jedoch, dass Hans Rosling früher Epidemologe in Moçambique war und jetzt nach seiner Emeritierung in Liberia vor Ort versuchen will, mit statistischen Methoden die Verbreitung von Ebola einzudämmen. Sehr eindrücklich!

P.S.: Die *Gapminder-Software gibt es jetzt auch als offline-Version

 
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Wenn Tastaturschreiben der Handschrift gleichgestellt wird

05 December 2014 - Version 1

Derzeit macht grad die Nachricht die Runde, dass im finnischen Lehrplan das Tastaturschreiben die Handschrift ersetzt, ablöst, verdrängt, ergänzt. !? Was jetzt genau?

Gar nicht so einfach das herauszufinden. silicon.de berichtet:

Finnland verabschiedet sich von der Handschrift

01.12.2014 13:57 Uhr von Martin Schindler

Maschinenschreiben und Texting wird ab 2016 auf dem Lehrplan finnischer Grundschulen das Schreiben mit der Hand ablösen.

Finnland will Handschrift aus dem Curriculum streichen. (Bild: Shutterstock) Flüssiges Maschinenschreiben ist eine wichtige Kultur-Technik, die jedes Kind beherrschen sollte. Diese Ansicht vertritt Minna Harmanen, Mitarbeiterin im finnischen Kultusministerium. Daher wird in dem Lehrplan für finnische Grundschulen ab Herbst 2016 “Handschrift” nicht mehr zwingend vorgeschrieben sein.

Die Kinder müssen dann nicht mehr zwingend Kalligraphieübungen absolvieren und auch keine zusammenhängende Handschrift mehr erlernen.

Statt dessen sollen die finnischen Kinder in der Verwendung von Tastaturen und im ‘Texting’ geschult werden, wie das finnische Blatt Savon Sanomat berichtet. Damit sollen auch diejenigen Kinder diese Fertigkeit erlernen können, die im Elternhaus keinen Zugriff auf solche Geräte hätten.

Interessant, aber nun soll man sich ja nie auf nur eine Quelle verlassen, bevor man eine Nachricht weitergibt. Da müssten doch schon andere Medien darüber berichtet haben. Bisher auf deutsch: Fehlanzeige. Und silicon.de ist mir bisher noch nie begegnet, eignet sich also nicht als einzige Quelle des Vertrauens. Also rufen wir den finnischen Originalbericht auf.

Dumm nur, dass der finnisch ist. Google Translate hilft auch nur beschränkt weiter:

handschrift01.jpg

Social media und native speakern sei dank (Danke!) meine ich nun, folgendes herausgefunden zu haben:

Im Lehrplan der finnischen Primarschule/Grundschule wird ab Herbst 2016 das Obligatorium für die zusammenhängende Handschrift ("Schnüerlischrift") abgeschafft, die Basisschrift wird weiterhin erwähnt, daneben aber die zunehmende Bedeutung des Schreibens mit dem Computer betont. Letztendlich - wie meistens in Finnland - entscheiden die Lehrpersonen, was genau im Unterricht geschieht.

Hoho, ein mutiger Schritt denken nun wahrscheinlich viele und sind unterschiedlicher Meinung ob das mutig nun weise oder dumm bedeutet. Aber typisch finnisch, denn seit PISA muss man ja nach Finnland gucken um zu wissen, was gute Schule ist...

Für einmal muss man jedoch nicht nach Finnland gehen, um solche Veränderungen zu finden. Es reicht ein Blick in den Kanton Schwyz. Dort hat der Erziehungsrat...

… anlässlich seiner Sitzung vom 30. November 2012 beschlossen, das Tastaturschreiben ab der 4. Klasse der Primarstufe einzuführen (ERB vom 30. Nov. 2012 PDF). Das Tastaturschreiben (10-Finger-System) soll künftig im Sinne eines individuellen Lehrgangs im Rahmen von offenen Unterrichtsformen mittels geeigneter Tastaturschreib-Lernprogramme systematisch gelernt werden. Fürs Erlernen des Tastaturschreibens wird also kein eigenes Fach konzipiert, sondern Zeitgefässe (ca. 10-15 Min. pro Woche) in anderen Fächern, insbesondere im Deutschunterricht, zur Verfügung gestellt. Zusätzlich haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, das Tastaturschreiben auch zuhause am Computer zu üben. Zugleich soll den Schülerinnen und Schülern vermehrt die Möglichkeit gegeben werden, Texte (z.B. im Deutschunterricht) am Computer zu schreiben, um das Zehnfinger-Tastaturschreiben anwenden zu können.
Am Ende der 6. Klasse sollen die Schülerinnen und Schüler fähig sein, einen unbekannten zusammenhängenden Text mit mindestens 500 Anschlägen (50 Anschläge pro Minute) in 10 Minuten am Computer einzugeben und auszudrucken, ohne dabei mehr als drei Fehler zu machen.
Quelle: www.sz.ch

An seiner Sitzung vom 10.06.2014 hat der Schwyzer Erziehungsrat nun auch die Umsetzung beschlossen. Dort steht:

Aufgrund der Empfehlungen aus dem Schulversuch von 2007-2009 werden die Leistungen im Tastaturschreiben benotet und mit 50% in die Schriftnote eingerechnet.
Quelle: www.sz.ch

Mindestens notenmässig ist damit die *Handschrift (Biblionetz:w02259) dem Schreiben mit dem Computer (Biblionetz:w01911) gleichgestellt.*

Das wird noch hohe Wellen werfen, denn gemäss meiner Erfahrung ist die Handschrift ein hoch emotionales Thema.

Ich bin innerlich gespalten, ob ich das Vorgehen des Kantons Schwyz positiv oder negativ sehe (obwohl ich am Entscheid nicht unbeteiligt war als Mitautor der ICT-Strategie des Kantons Schwyz (Biblionetz:t14412)).

Schreiben mit dem Computer bietet zahlreiche Potenziale:
  • Biblionetz:a00673 Der Computer kann das Lesen- und Schreibenlernen fördern.
  • Biblionetz:a00732 Schreiben am Computer erleichtert die Überarbeitung von Texten
  • Biblionetz:a00740 Schreiben am Computer erleichtert die Veröffentlichung der eigenen Arbeit
  • Biblionetz:a01138 Schülerinnen und Schüler schreiben am Computer längere Texte als von Hand
  • Biblionetz:a01139 Schreiben am Computer kann die Schreibmotivation fördern.
  • Biblionetz:a01169 Schreiben am Computer vereinfacht das gemeinsame Erarbeiten von Texten

Abgesehen von diesen Potenzialen geht es auch schlicht um die Lebenswelt von Schülerinnen und Schülern: Da ist das Schreiben am Computer zunehmend relevant und das Schreiben von Hand verliert an Bedeutung. (Man beachte: "verliert an Bedeutung" und nicht "ist unwichtig". Weder Finnland noch der Kanton Schwyz schafft die Handschrift ab. Also bitte nicht in Weltuntergangsstimmung verfallen...

Beim Erlernen des 10-Fingersystems auf heutigen Tastaturen frage ich mich jedoch, ob wir nicht gleich wieder einen Murks produzieren. Seymour Papert (Biblionetz:p00192) spricht 1982 in seinem Buch Mindstorms (Biblionetz:b00130) explizit vom QUERTZ-Phänomen:

Das erste brauchbare, wenn auch noch primitive Produkt einer neuen Technologie hat die Tendenz, sich ferstzusetzen. Ich habe dieses Phänomen das QWERTZ-Phänomen genannt.
Die oberste Reihe einer Standardschreibmaschine zeigt die Buchstabenfolge QWERTZ. Für mich ist dies ein Symbol dafür, dafi die Technik allzuoft nicht dem Fortschritt dient, sondern dafür sorgt, das an Altem festgehalten wird. Fur die QWERTZ-Anordnung gibt es keine rationale Erklärung, lediglich eine historische. Sie wurde als Lösung eines Problems aus der ersten Zeit der Schreibmaschine eingeführt: Die Tasten verklemmten sich des öfteren. Dieses Problem sollte dadurch minimalisiert werden, dass die Tasten, die häufig nacheinander gebraucht werden, getrennt wurden. Ein paar Jahre später beseitigte der allgemeine Fortschritt in der Technik das Problem des Verklemmens, aber QWERTZ blieb. Einmal angenommen, zog die Anordnung Millionen von Schreibmaschinen und eine Methode (sogar ein Curriculum) des Tippenlernens nach sich. Die sozialen Kosten einer Veränderung (z. B. eine Anordnung, bei der die meistbenutzten Tasten auf der Tastatur zusammen liegen) stiegen mit dem persönlichen Interesse an der alten Anordnung, das entstand, weil immer mehr Finger gelernt hatten, der QWERTZ-Tastatur zu folgen. QWERTZ ist geblieben, obwohl es andere, «vernünftigere» Systeme gibt.
Biblionetz:t17008

Klar, bereits 1982 sagte Klaus Haefner (Biblionetz:p00188) das baldige Ende der Tastatur aufgrund von Spracherkennung (Biblionetz:w02442) voraus und bis heute ist noch nicht viel davon zu sehen. Aber trotzdem: Ist es zukunftsgerichtet, die QUERTZ-Anordnung in die Lehrpläne aufzunehmen? Schreiben am Computer ist ja nicht das Gleiche wie Tastaturschreiben.

Ich finde es begrüssenswert, dass neben der Handschrift noch andere Arten des Schreibens Eingang in den Lehrplan finden. Ob das 10-Fingersystem die richtige Antwort ist, bezweifle ich wie die Strategie des Schweizer Buchzentrums, aufgrund des Umsatzrückgangs bei Büchern nun vermehrt auf den Verkauf von DVDs zu setzen (Biblionetz:t17344).

Ach seufz, dieser Leitmedienwechsel (Biblionetz:w02306).

P.S. Nochmals der Hinweis für Kulturpessimisten: Weder in Finnland noch im Kanton Schwyz soll die Handschrift abgeschafft werden.

P.S.2: Für die deutsche Sprache gibt es mindestens zwei optimierte Tastaturlayouts:

 
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Die Schweiz ist ein (schönes) Büro

03 December 2014 - Version 1

Kürzlich war ich nach langem wieder einmal in einer richtigen Buchhandlung und habe dort einen speziellen Reiseführer entdeckt:

b05817.jpg
Katrin Gygax: Die Schweiz ist ein Büro (Biblionetz:b05817)

Katrin Gygax beschreibt in diesem Buch 60 Orte, an denen es sich in der Schweiz arbeiten lässt, von Biliotheken und Lesesäälen über geeignete Zugs- oder Schifffahrten, Cafés und Hotel-Lobbies zu Gemeinschaftsbüros und Arbeitsplätzen in der freien Natur. Jeder der Orte wird portraitiert und erhält eine Tabelle mit den wichtigsten Informationen:

die-schweiz-ist-ein-buero.jpg

Ich finde das sehr cool, denn eigentlich nehme ich mir seit Jahren vor, an ungewohnten Orten zu arbeiten. Doch leider mache ich das von wenigen Ausnahmen abgesehen, viel zu selten. Jahrelange hatte ich ein GA 1. Klasse und bin trotzdem wenig in der Schweiz herumgereist. Sieben Jahre arbeitete ich am Fuss der Rigi, bis ich endlich mal im Novembernebel die Bahn übers Nebelmeer genommen habe.

Zwischen den Ort-Portaits sind im Buch verschiedene Geschichten und relevante Informationen zu finden, so z.B. zur Internetsicherheit unterwegs oder - was mich besonders gefreut hat - Travel Kit Essentials:

die-schweiz-ist-ein-buero2.jpg

 
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ICILS konkret III: Wenn der deutsche Lehrerverbandspräsident vor totaler Computerisierung warnt

28 November 2014 - Version 1

Die ICIL-Studie (Biblionetz:w02484) hat vor allem in Deutschland für hohe Wellen gesorgt, erscheint Deutschland doch in zahlreichen Ranglisten relativ weit unten. Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus äussert sich (bei bild.de) zur Studie:

icils4.jpg

Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, warnt jetzt vor einer „totalen Computerisierung“!

„Natürlich müssen wir unseren Schülern auch den Umgang mit den neuen Medien beibringen. Aber ich warne vor der totalen Computerisierung und Digitalisierung des Klassenzimmers“, sagt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes Josef Kraus zu BILD.

Kraus weiter: „Wir dürfen damit nicht schon in der Grundschule anfangen, nicht in jedem Schulfach und wir brauchen keine Laptop-Klassen.“

[...]

Kraus warnt: „Die Gefahr ist, dass eine totale Digitalisierung die Flüchtigkeit der Schüler fördert. Der Mangel an Konzentration und Durchhaltevermögen ist eine weitere Folge. Auch verlieren die Kinder die Fähigkeit, handschriftlich zu schreiben. Damit geht ein Stück Individualität verloren. Außerdem suchen die Schüler nur noch das, was genau in ihr Weltbild passt.“

Statt nur an die Förderung der Digitalisierung zu denken, sollte die Politik lieber in die Schulbibliotheken investieren und damit die Fähigkeit zum Lesen fördern. Das Internet fördere die Bequemlichkeit und animiere viele Schüler zum Beispiel zu „Copy and Paste“-Referaten.

Schwierig. Und zwar nicht primär, weil Kraus eine andere Meinung vertritt als ich. Sondern weil die Argumente so platt und pauschal sind. Teilweise mag dies dem interviewenden Medium geschuldet sein, aber ich würde vom Präsidenten eines Lehrerverbandes eine differenziertere Haltung erwarten...

Ich mag mir jetzt nicht die Mühe machen, den Aussagen von Kraus hier zu widersprechen. Aber ich notiere mir, meiner Argumentensammlung gegen digitale Medien in der Schule wieder mehr Beachtung zu schenken...

Es gibt noch viel zu tun.

 
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Technischer Hinweis: Yahoo Pipes gesperrt für diese Website

28 November 2014 - Version 1

Dieser Weblog ist zeitweise praktisch nicht zu erreichen, weil der Server überlastet ist. Nun gut, könnte man einwenden, wer nutzt denn schon ein Perl-basiertes Wiki als Weblog? Eigentlich funktioniert das (seit 2005) recht gut, ausser wenn der Crawler von Yahoo Pipes vorbeikommt.

Yahoo Pipes ist eigentlich ein cooler Dienst, mit dem sich individuelle Datenströme zusammenstellen lassen. Problematisch an Yahoo Pipes ist nur, dass deren Crawler etwa alle 30 Minuten geschätzte 50 Anfragen in der gleichen Sekunde auf arme kleine Webserver loslässt und damit schlecht skalierende Webserver (wie dieser Wikiserver) in die Knie zwingt (weil mein RSS-Feed halt eine Suche über alle Wikiseiten auslöst).

Yahoo Pipes lässt sich nicht mässigen. Deren Supportseite erklärt nur, wie man sie aussperrt, nicht aber wie man z.B. das Updateintervall runterschrauben kann (sie befolgen nicht mal robots.txt, da sie ja kein Webrawler seien...)

Tja, sorry, dann sperre ich halt Yahoo Pipes aus.

 
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