Medienbericht

Umgang mit dem Digitalen

31 January 2007 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht
In der Mittellandzeitung vom 22. Januar 2007 ist folgender Artikel zu lesen:

Kinder sind schlauer als Eltern

Jugendliche finden [...] Internetsicherheit gar nicht «langweilig und uncool», wie man vermuten könnte - die Eltern sind bei diesem Thema klar nachlässiger.

fabian hägler

Teenager, die zu Hause Zugriff auf das Internet haben, nutzen es intensiv. Das zeigt eine repräsentative Studie von TNS Infratest, wobei im Auftrag von Symantec insgesamt 882 Eltern und Jugendliche befragt wurden. Im Zentrum der Studie stand die Frage, wie gut Eltern und Jugendliche um Abwehrmassnahmen gegen ungebetene Gäste Bescheid wissen und in der Praxis ihre persönlichen Daten gegen Zugriff [...] schützen. [...] Insgesamt gehen 87% aller Jugendlichen täglich online.

Dabei steht Surfen an erster Stelle der beliebtesten Tätigkeiten (97%), gefolgt von Chatten (84%) sowie dem Lesen oder Schreiben von E-Mails. Online-Spiele (58%) und der Download von Software (64%), Musik und Filmen (30%) sind ebenfalls weit verbreitet. [...] Bei intensivem Online-Spielen oder der Nutzung von Tauschbörsen liegt der Verdacht nahe, dass die von Trojanern oder Würmern ausgehende Gefahr hinter Spass und aufregender neuer Software ins Hintertreffen gerät.

Gefährdet sind jedoch nicht nur MP3-Dateien oder Klingeltöne: Auf dem gemeinsam genutzten Familien-PC sind oft [...] vertrauliche Daten gespeichert, oder sie werden beim Online-Banking oder beim Besuch von Onlineshops eingetippt. Internet-Kriminelle haben es genau auf diese Daten abgesehen, um Konten zu plündern oder auf fremde Rechnung einzukaufen. So sind laut dem aktuellen Internetsicherheitsbericht von Symantec 30 der Top 50 Schadprogramme in der Lage, vertrauliche Daten auszulesen.

Die These, dass der Computer im Jugendzimmer für Eltern unbekanntes Terrain ist, auf dem sich die Sprösslinge [...] unkontrolliert ohne Sicherheitsmassnahmen austoben, ist nicht zutreffend. Im Gegenteil: Da der Nachwuchs das Internet intensiver nutzt, weiss er viele Risiken auch ohne elterliche Aufklärung richtig einzuschätzen. Rund 97% der befragten Jugendlichen mit eigenem PC messen der Sicherheit eine wichtige Rolle zu und geben an, sich entsprechend zu verhalten. Bei denjenigen, die den Eltern-PC benutzen, sind es noch 92%.

[...]

Die Einschätzung darüber, wovon im Internet die grösste Gefahr ausgeht, unterscheidet sich im Detail zwischen dem Nachwuchs und den Eltern: Während beide Generationen die grössten Risiken beim Herunterladen von Software, Musik, Filmen und bei E-Mails sehen, gehen die Meinungen über die Gefahren beim normalen Surfen und der Nutzung von Tauschbörsen auseinander. So schätzen 65% der Eltern das normale Surfen als gefährlich ein. Drei Viertel der Jugendlichen sieht die Nutzung von Tauschbörsen als riskanter an. 68% der Eltern stufen das Herunterladen von Musik oder Filmen als gefährlich ein, bei den befragten Jugendlichen sind es sogar 80%.

In der Praxis ist vor allem bedeutsam, welche Quellen für Downloads oder Surfen genutzt werden. Während legale Angebote in der Regel vertrauenswürdig sind, stellen viele illegale Seiten eine Gefahr dar. Nicht selten nutzen diese Sicherheitslücken des Browsers aus, um Viren oder Spionageprogramme auf den PC des Besuchers zu übertragen. Dies ist beiden Generationen weniger bewusst. Entscheidend für die Defizite bei der Sicherheit auf dem Familien-PC ist vor allen Dingen, dass viele Eltern wider besseres Wissen keine ausreichende Sicherheitssoftware installiert haben. So gaben in der Studie 88% der erwachsenen Nutzer an, eine Firewall zu kennen, doch nur gut die Hälfte benutzen sie auch an ihrem Computer. Ebenso deutlich ist die Diskrepanz bei der Anti-Viren-Software: 96% kennen sie, aber installiert ist sie gerade einmal bei 77% der Befragten. Besser geschützt sind dagegen die Rechner der Jugendlichen, auf denen immerhin zu 71% eine Firewall aktiv und zu 84% ein Anti-Viren Programm installiert ist.

[...]

Der nachlässige Umgang mit dem Thema Internetsicherheit kann gerade für die Eltern unangenehme Folgen haben. 72% der Befragten erledigen am PC ihre Bankgeschäfte, während 79% im Web einkaufen. Solche Transaktionen sind prinzipiell anfällig für den Diebstahl sensibler Daten wie Passwörter, PINs oder TANs durch Internet Kriminelle. Begünstigt wird dies neben lückenhafter Ausstattung mit Sicherheitssoftware auch durch die mangelhafte Kenntnis von Internetgefahren. Auch die geringe Verbreitung von Anti-Spionageprogrammen oder Software zur Sicherung von Online-Transaktionen trägt zu dem Problem bei.

Eltern tun also gut daran, entsprechende Sicherheitssoftware einzusetzen und Betriebssystem bzw. Software immer auf dem neuesten Stand zu halten. Das gilt auch für den Computer im Jugendzimmer, falls das Kind sich nicht selber darum kümmert, denn Schädlinge können sich auch über das heimische Netzwerk weiterverbreiten. Für diejenigen, die sich nicht im Einzelnen mit den aktuellen Entwicklungen bei Schadprogrammen auseinander setzen möchten, sind moderne Sicherheitspakete eine bequeme und anwenderfreundliche Lösung.

Tja, das sind doch spannende Fakten aus der Welt des Internets.

Ein ebenso interessanter Aspekt des Internets zeigt sich jedoch, wenn man auf der Suche nach der zitierten Studie auf einen Pressetext des IT-Sicherheitssoftware-Herstellers Symantec stösst und nach kurzem Vergleich feststellt, dass alle oben gelb markierten Textabschnitte wortwörtlich aus dieser Pressemitteilung stammen. Verboten ist das nicht, die Pressemitteilung darf laut Webseite frei verwendet werden.

Es lebe das Das Google-Copy-Paste-Syndrom (Biblionetz:b02956)

Pisa und Computerkenntnisse

12 January 2007 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht

Nun macht sie wieder mal die Runde, die neuste Schlussfolgerung aus PISA-Daten zu Computerkenntnissen. Sie lautet diesmal

Allerorten wird jubiliert. Endlich haben wir den Beweis, hier ist er, der didaktische Mehrwert der neuen Medien. Nun können wir alle SkeptikerInnen überzeugen und frisch und froh Hardware beschaffen.

seufz. So ist es ja nicht. Mit den PISA-Daten lässt alles und das Gegenteil postulieren (siehe z.B. Biblionetz:t03687, Biblionetz:t04966). Der allgemeine Fehler, der oft gemacht wird: Aus einer Korrelation wird eine Kausalität. Dem ist aber nicht zwingend so, siehe Biblionetz:a00693.

Im Bereich ICT-literacy der Jugendlichen sieht die Sache noch düsterer aus: Die ICT-Kompetenz der Jugendlichen wurde bisher in den PISA-Studien gar nicht geprüft! Alle Aussagen beruhen auf Selbsteinschätzungen der Befragten (erhoben anhand eines fünfminütigen Fragebogens bei einer Gesamttestzeit von 390 Minuten pro Person). Da müsste zuerst noch die Frage beantwortet werden: Sind Selbsteinschätzungen der eigenen ICT-literacy zuverlässig? (Biblionetz:f00124). In verschiedenen Untersuchungen konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Knaben ihre Kenntnisse überschätzen und Mädchen unterschätzen...

Tja, es wird wohl nie eine einfache Antwort auf die Frage geben, ob ICT zu besserem Lernen führt. Es wird einfach ICT geben.

Update: Die den momentanen Medienberichten zugrundeliegende Studie Are Students Ready for a Technology-Rich World? (Biblionetz:t02556) gibt (glücklicherweise) ein differenziertes Bild:

How is the way that students use computers associated with their performance in mathematics and other subject areas measured by PISA? The inclusion of an optional ICT questionnaire in the PISA 2003 survey enabled the comparison of data on student performance in mathematics with data on student access to and use of computers. Associating computer access and usage with performance cannot provide evidence of the impact of computers on learning, since the PISA data do not demonstrate causation. The data do, however, raise important issues for closer investigation. In particular, the following evidence shows that the minority of students who still lack access to computers, or who use them little, underperform at school, but also shows that there is no simple relationship demonstrating that the more students use computers, the better they will perform.

Digital Bohème

17 December 2006 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht
Im öffentlichen Bewusstsein (als dessen Gradmesser ich derzeit das wöchentlich (!) erscheinende Tagblatt der Stadt Zürich nehme) ist nicht nur die PlagiarismusDebatte angekommen, sondern auch der Begriff der digital bohème.

Neben einem Artikel in besagtem Tagblatt der Stadt Zürich am 23.11.2006:


Wenn das Café zum Büro wird ( Biblionetz:t07108 )

erschien wenige Tage später ein zweiter Artikel zum gleich Thema in der Mittelland-Zeitung (28.11.06 Solothurner Zeitung, 29.11.06 Zofinger Tagblatt):


Arbeit ist da wo ich mit dem Laptop bin ( Biblionetz:t07109 )

Obwohl von zwei unterschiedlichen Journalistinnen verfasst, vermute ich eine Aktion des Verlags von Wir nennen es Arbeit, Die digitale Bohème oder intelligentes Leben jenseits der Festanstellung (Biblionetz:b02926). Nicht nur wird dieses Buch in beiden Artikeln erwähnt, was ja nicht weiter erstaunlich wäre bei diesem Thema. Nein, es wird auch über exakt das gleiche Café in Zürich berichtet. Das klingt mehr nach konzertierter Aktion denn nach Zufall.


( Biblionetz:b02926 )

-- Main.BeatDoebeli - 17 Dec 2006

Plagiarismus-Debatte

17 December 2006 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht, Medienbildung
Die Plagiarismus-Debatte hat die allgemeine Öffentlichkeit erreicht. So hat sich vor einigen Wochen selbst das Tagblatt der Stadt Zürich mit dem Thema beschäftigt:


  Biblionetz:t07105  

Etwa zur gleichen Zeit ist das Buch Das Google-Copy-Paste-Syndrom, Wie Netzplagiate Ausbildung und Wissen gefährden erschienen (Biblionetz:b02956). Darin prophezeit Stefan Weber den Untergang der Bildung durch Plagiarismus, der durch die Digitalisierung und insbesondere das Internet gefördert wird.

plagiarismus.jpg
BiblioMap zum Begriff Plagiarismus ( Biblionetz:w01972 )

,

Seit mindestens einem Monat kündigt die SFIB eine Notebookaktion für Schülerinnen und Schüler im educashop.ch an. Zuerst anlässlich der Worlddiac in Basel und nun in Pressemitteilungen, die z.B. vom PC Tipp aufgenommen werden:

Die Schweizerische Fachstelle für Informationstechnologien im Bildungswesen (SFIB) lanciert auf ihrer Website ab dem 1. Dezember 2006 ein Projekt, um Gymnasiasten sowie Berufs- und Mittelschüler günstig mit mobilen Rechnern zu versorgen.

Unter dem Motto «Be mobile – learn anywhere» zeigt die SFIB auf Educashop.ch [1] günstige Notebook-Bundles mit Software und Zubehör zu Einkaufskonditionen. Die SFIB will damit dem Umstand Rechnung tragen, dass das mobile Lernen zwar zunehmend an Bedeutung gewinnt, sich die meisten Schüler aber kaum einen mobilen Rechner leisten können. Unterstützt wird die SFIB bei ihrem Projekt von verschiedenen Anbietern, darunter auch Norman mit Hauptsitz in Basel. Die Firma stellt ihre Antiviren-Software zur Verfügung.

Leider kann ich die Aktion noch nicht beurteilen, denn trotz Medienaktivitäten ist auf der Website des educashop.ch noch nichts zu finden. Klar, wer genau liest, wird bemerken, dass die Aktion erst per 1. Dezember 2006 starten wird. Warum dann die heisse Luft bereits einen Monat vorher? Das macht mir keinen seriösen Eindruck, sondern klingt nach Weihnachtsgeschäft und "Alte Notebooks loswerden bevor Vista kommt."

Wie ich grad sehe, bin ich mit dieser Skepsis nicht alleine. ,

Kontakt

  • Beat Döbeli Honegger
  • Plattenstrasse 80
  • CH-8032 Zürich
  • E-mail: beat@doebe.li
This page was cached on 20 Jul 2025 - 22:50.