Medienbericht

In der heutigen Runschau (09.10.2013) wurde ein längerer Bericht zu Tablets in Kindergarten und Schule ausgestrahlt, gefolgt von einem Interview mit Beat Zemp:

Rundschau-Bericht

(Biblionetz:w15747)

Interview mit Beat Zemp

(Biblionetz:w15748)

Im Interview werden u.a. folgende Einwände gegen Computer in der Schule diskutiert:

Wenn ich nicht am Vorbereiten des morgigen Unterrichts wäre, müsste ich das jetzt kommentieren...


Ich habe es kurz kommentiert, in der PICTS-FB-Gruppe smile -- Main.DavidGavin - 09 Oct 2013


So, Unterricht vorbei, hier ein erster Kommentar: Der Rundschaubeitrag eignet sich bestens, um mit PH-Studierenden Medienbildung mit einem didaktischen Doppeldeckr zu betreiben: Was sagt der Beitrag inhaltlich und wie gehen Medien mit einem Thema um. Für mich absolut perfekt zeigt das folgende Bild die Masche des Beitrags:

whiteboard-wandtafel.jpg
Off-Kommentar: "Statt einer Wandtafel steht hier ein elektronisch-interaktives Smartboard"

Der Beitrag versucht eine schwarz/weiss entweder/oder-Welt hervorzubeschwören, dabei ist im Beispiel der Wandtafel offensichtlich, dass die noch da ist und auch genutzt wird.

Willkommen Sommerloch: Nun haben wir ihn also doch, den Widerstand gegen die Vermittlung von Medienkompetenz (Biblionetz:w00542) im Lehrplan 21 (Biblionetz:w02172) wink

In einem 10vor10-Beitrag vom 9.8.2013 äussert sich der SVP-Politiker Ulrich Schlüer negativ zu Medien und ICT im Lehrplan 21:

Schlüer meint:

«Das geht auf Kosten der Grundkompetenzen, also das, was Kinder und lebens- und berufstauglich macht.» Die Schule solle sich aufs Lesen, Schreiben und Rechnen konzentrieren.
(Quelle: SRF)

(So sieht übrigens auch Der SVP Lehrplan (Biblionetz:b04197) aus dem Jahr 2010 aus...)

#seufz, das ist ja eine so unsäglich veraltete Sichtweise, dass es fast wehtut. Ob diese Kritik viel Gewicht haben wird?

Abgesehen vom üblichen Medientrick, "Facebook wird Schulfach" zu schreien, obwohl das Wort Facebook im Lehrplanentwurf kein einziges Mal vorkommt (warum auch, Firmen- und Produktenamen haben in einem allgemeinbildenden Lehrplan nichts zu suchen) wundere ich mich etwas über die Formulierung

Was genau die Kinder im Medienunterricht lernen sollen, legt der Entwurf des Lehrplan 21 nicht fest. Eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe soll sich in den nächsten Wochen zusammensetzen, um die Inhalte zu präzisieren.

Hmm, und was steht denn im entsprechenden Lehrplandokument PDF-Dokument (Biblionetz:t15600), das im Fernsehbeitrag sogar zu sehen ist?

Kritik der Kritik der Medienkritik

25 July 2013 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht
Gestern bin ich über den Artikel Kritik der Medienkritik (Biblionetz:t15549) in der NZZ vom Dienstag gestolpert. Hängengeblieben bin ich aufgrund des Leads:

Der Lehrplan 21 distanziert sich von einem negativen Medienbild und bemüht sich um eine differenzierte Haltung. Das gelingt nach Meinung der Autoren dieses Artikels aber nicht recht. Sie plädieren für eine bessere Wertschätzung der Medien.

Als Mitautor des Teillehrplans Medien und ICT (Biblionetz:t15600) hat dieser Lead natürlich meine Aufmerksamkeit erregt: Was wird da genau kritisiert? Aber ich bin nicht schlau geworden draus, was der Artikel nun genau mit dem Lehrplan 21 (Biblionetz:w02173) zu tun hat. Auch nach zweimaligem Durchlesen habe ich das Wort Lehrplan 21 im Artikel nicht gefunden, eine Volltextsuche hat mir bestätigt, dass das nicht an der sommerlichen Hitze liegt.

medienkritik.jpg

Im Artikel geht es (hoffentlich) nicht um die Medienkompetenz im Lehrplan 21. Die beiden Gymnasiallehrer sprechen immer von Jugendlichen, der Lehrplan 21 deckt aber die Volksschule vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe I ab. Dass Jugendliche die Maus in der Sendung mit der Maus als Konstrukt erkennen, ist klar, bei Kindergartenkinder schon weniger.

Ich ärgere mich somit nicht über den Artikel, sondern über den verantwortlichen Redaktor der NZZ, der - so vermute ich - das Buzzword Lehrplan 21 in den Lead geschmuggelt hat, damit der Artikel scheinbar besser zu aktuellen bildungspolitischen Themen passt. Denn ich hoffe fest, dass die beiden Autoren beim Verfassen des Artikels nicht an den Lehrplan 21 gedacht hatten (sonst müsste ich den Artikel ganz anders kritisieren).

Aber es ist wieder ein Beispiel für Medienkompetenz, wie sie sich am Gymnasium vermitteln liesse: Bei Zeitungen schreiben Journalistinnen und Journalisten den Artikel, Lead und Titel setzt dann jeweils jemand anders.

BYOD schafft es auf die Frontseite

30 June 2013 | Beat Döbeli Honegger | Medienbericht, Schul-ICT
So, nun ist das Thema Bring your own Device im Bildungswesen (BYOD) (Biblionetz:w02286) auf der Frontseite angekommen.

byod-lp21.jpg

In einem Interview (Biblionetz:t15505, bisher nicht online verfügbar) mit der Sonntagszeitung zum Lehrplan 21 (Biblionetz:w02172) spricht der Präsident des Schweizerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (LCH), Beat W. Zemp (Biblionetz:p01625) von persönlichen Geräten, mit denen die Schülerinnen und Schüler bald in die Schule kommen werden:

Die Schüler brauchen alle eigene Laptops oder Tablets für die Schule?
Ja, die meisten haben die Geräte ja schon heute zu Hause. Für die andern wird die Schule Geräte zur Verfügung stellen. Das Internet ist heute omnipräsent. Unterrichtsmaterialien können von der Lehrperson im Internet bereitgestellt und dann direkt heruntergeladen werden.

Welch ein glücklicher Zufall, dass an der Projektschule Goldau nach den Sommerferien das BYOD-Projekt Brings mIT! startet wink

brings-mit-gross.png

Beginnend mit dem Schuljahr 2013/2014 sollen alle Kinder von fünf 5./6. Klassen der Gemeindeschulen Arth-Goldau persönliche digitale Kleincomputer (Tablets, Handhelds, Smartphones) mit Erlaubnis der Lehrperson in die Schule mitbringen und für schulische Zwecke nutzen dürfen (“Bring your own device”, kurz BYOD). Für Schülerinnen und Schüler, die kein privates Gerät mitbringen, werden schuleigene Geräte zur Verfügung gestellt. Eine zusätzliche 3. Klasse soll mit identischen Geräten ausgestattet werden.

Damit nutzt das Projekt „Brings mIT!“ die ökonomisch und ökologisch bereits verfügbaren Ressourcen, um die Kinder auf das Leben und Lernen in einer digital durchdrungenen Welt vorzubereiten. Mit diesem Projekt haben Schülerinnen und Schüler jederzeit und überall ein persönliches Gerät zur Verfügung, mit dem sie lesen, schreiben, rechnen, zeichnen, fotografieren, Musik und Töne hören und aufzeichnen sowie bei verfügbarem Funknetz in der Schule und zuhause im Internet surfen und kommunizieren, aber auch spielen können. Die Kinder sollen das Gerät innerhalb und ausserhalb der Schule als Teil ihrer persönlichen Lern- Arbeits- und Freizeitumgebung nutzen lernen und damit emanzipiert und kritisch mit der ab jetzt immer verfügbaren Informations- und Kommunikationstechnologie umgehen lernen.

Das vom Institut für Medien und Schule (IMS) der PH Schwyz initiierte und geleitete Projekt wird mit Drittmitteln und Eigenmitteln der PH Schwyz finanziert, so dass weder der Schule, den Eltern noch den Kindern zusätzliche Kosten entstehen.

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Jeder Schüler ein kleiner Programmierer?

30 June 2013 | Beat Döbeli Honegger | Informatik, Medienbericht
Der Tages Anzeiger stellt den überfachlichen Teillehrplan ICT und Medien (Biblionetz:t15600) ins Zentrum seiner Berichterstattung zum Beginn der öffentlichen Konsultation des Lehrplans 21 (Biblionetz:w02172):

jeder-schueler-ein-kleiner-programmierer-01.jpg

Unter dem Titel Jeder Schüler ein kleiner Programmierer (Biblionetz:t15492) (leider bisher nicht online verfügbar) werden Inhalt und die sich daraus ergebenden Herausforderungen für die Schule beschrieben. Dabei werden auch die informatischen Kompetenzbeschreibungen erwähnt:

Die Lernziele sind ambitioniert. Am Ende der sechsten Klasse sollen die Schüler unter anderem:
  • erklären können, wie Computer mittels 0 und 1 verschiedene Datentypen speichern (Bild, Text, Ton);
  • einfache Algorithmen erkennen, darstellen, selber erstellen und in einer geeigneten Programmierumgebung umsetzen und testen;
  • einfache Grösseneinheiten der Informatik benennen und abschätzen (Speicherplatz, Auflösung);
  • die Grundfunktionen der Medien benennen und dazu typische Beispiele aufzählen (Information, Bildung oder Unterhaltung);
  • erkennen, dass mediale und virtuelle Figuren und Umgebungen nicht eins zu eins in die Realität umsetzbar sind.

Ja, es hat auch Informatikkompetenzbeschreibungen im Lehrplan 21, denn Informatikkenntnisse gehören neben Anwendungskenntnissen und einem reflektierten und kritischen Umgang mit ICT (Medienbildung) im 21. Jahrhundert zur Allgemeinbildung. Nur weil Schülerinnen und Schüler Ende der sechsten Klasse

Bandornamente und Parkette aus Figuren bilden, weiterführen und verändern, Symmetrien beschreiben und beim Zeichnen nutzen

können sollten (wie im Fachlehrplan Mathematik zu lesen ist), bezeichnen wir sie trotzdem nicht als kleine Mathematiker oder als Plättchenleger. Informatische Themen sind neu und ungewohnt, darum entsteht rasch die Meinung, die verlangten Kompetenzen seien zu anspruchsvoll und speziell.

Sehr interessant ist der folgende Abschnitt des Artikels:

Der Lehrplan im Bereich ICT sei sehr ambitiös, sagt VSLCH-Präsident Bernard Gertsch. «Wir befürchten, dass Schüler, Eltern und Lehrer von den Anforderungen überfordert sind.» Bis die Lehrer in der ganzen Deutschschweiz den Schülern alle diese Kompetenzen vermitteln können, brauche es noch viel Arbeit, sagt Gertsch. Es sei noch nicht klar, wer ICT unterrichten werde. Die meisten Lehrkräfte bräuchten eine intensive Aus- oder zumindest Weiterbildung. Die Schulleiter müssten in ihren Schulen herausfinden, wer sich für den ICT-Unterricht eigne. «Die Basis der Lehrkräfte ist sich noch nicht bewusst, was da auf sie zukommt.»
(VSLCH = Verband der Schulleiterinnen und Schulleiter)

Derzeit sind die im Teillehrplan ICT und Medien beschriebenen Kompetenzen als überfachlich definiert, mit der Begründung, sie müssten in alle Fächer integriert werden. Da passt für mich die Formulierung "Es sei noch nicht klar, wer ICT unterrichten werde." irgendwie nicht. Klar, ja: Es ist eine Herausforderung, es braucht Weiterbildung! (Biblionetz:a00280) Aber diese Herausforderung stammt nicht von den Lehrplan 21-Entwicklern, sondern von der soziotechnischen Entwicklung. Die Herausforderung ist da, auch ohne Lehrplan 21.

Wenn bereits jetzt gefragt wird, wer denn das unterrichten soll, dann ist dies ein weiteres Argument für die Forderung nach einem Fach für das Thema (Biblionetz:a00436, Biblionetz:a00980). Damit ist Verbindlichkeit gegeben, damit ist ein Zeitgefäss und eine Lehrperson definiert. Ansonsten droht das Thema einfach unterzugehen, indem es nicht gelehrt wird, obwohl es verpflichtend wäre. Dass dem so ist, kann man anhand der heutigen ICT-Lehrpläne sehen, die meist verpflichtend sind, aber in der Schulrealität oft nicht umgesetzt werden.


Lieber Beat
Hier noch der Link zum oben besprochenen Artikel: http://www.tagesanzeiger.ch/ipad/schweiz/Jeder-Schueler-ein-kleiner-Programmierer-/story/19120269
Liebe Grüsse, Silvie

-- Main.SilvieSpiess - 30 Jun 2013 Danke für den Hinweis!

-- Main.BeatDoebeli - 30 Jun 2013

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