Information-Architecture (IA)

Quizfrage: Was ist die Gemeinsamkeit der beiden folgenden URLs?

ife.ph@fhnw.ch
www.fhnw.ch/ph/forschung_entwicklung

FHNW?

Korrekt. Noch mehr? Hmm?

Ja: Das erste ist die geplante E-Mail-Adresse und das zweite die zukünftige Webadresse des Instituts für Forschung und Entwicklung der Pädagogischen Hochschule an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Die beiden Adressen bezeichnen somit die gleiche Organisationseinheit, sind aber total unterschiedlich aufgebaut. Aussenstehende haben keine Chance, die Zusammengehörigkeit der beiden Adressen zu erkennen oder aus der einen Adresse die andere abzuleiten.

Dabei wäre es doch relativ einfach, mit subdomains ähnlich aufgebaute Adressen zu erstellen:

ife@ph.fhnw.ch
ife.ph.fhnw.ch

oder wenn man bei Webadressen Wert auf ein einführendes www. legt auch:

    ife@ph.fhnw.ch
www.ife.ph.fhnw.ch

Folgefrage: Wie sehen dann die geplanten Adressen für die Forschungszentren "Zentrum Individuum und Gesellschaft" und "Zentrum Lesen" aus?

         ife.i&g.ph@fhnw.ch
ife.zentrum_lesen.ph@fhnw.ch 

Damit werden nochmals zwei mögliche Strukturierungsregeln verletzt:
  • Die Adresse widerspiegelt die hierarchische Einbettung der Organisationseinheit
  • Es werden entweder Abkürzungen oder ausgeschriebene Begriffe verwendet.

Die versteckten Kosten von unverständlichen URL-Konzepten

"Spielt denn das eine Rolle?" werde ich gefragt, wenn ich versuche, die Bedeutung eines klaren URL-Konzept aufzuzeigen.

Ja, es spielt eine Rolle! Natürlich geht die Welt nicht unter deswegen. Aber es gehört zu den kleinen Ärgernissen des Alltags, die sich so leicht vermeiden liessen. Die neu gegründete Fachhochschule Nordwestschweiz hätte jetzt die einmalige Chance, auf der virtuellen grünen Wiese anzufangen.

Es geht um Findability: Ob und wie schnell das Gesuchte gefunden wird. Dabei muss man nicht gleich den Teufel an die Wand malen und behaupten, die potentiellen Kundenwürden an einer anderen Fachhochschule ihre Aus- oder Weiterbildung buchen, weil sie die Immatrikulationsseite nicht gefunden hätten. Es reicht, wenn Besucher/innen unserer Website nach fünf Klicks einen Ärger aufsteigen spüren, weil sie noch immer nicht die richtige Seite gefunden haben.

Im physischen Raum lässt sich das anhand unserer Raumnummerierung illustrieren. Bereits mehr als einmal musste ich atemlosen auswärtigen Gästen den richtigen Weg weisen, weil unsere Raumnummerierung nicht den Erwartungen entspricht. Auf der Suche nach dem Raum 209 waren sie in den obersten Stock des Hauptgebäudes gestiegen (das Gebäude verfügt über keinen Lift!), weil sie sich an die imaginierte Regel "Je grösser die Raumnummer, desto höher im Gebäude" gehalten hatten. Das stimmt auch, bis zur Nummer 190. 209 ist aber im Untergeschoss des Nebengebäudes. Wäre die Nummerierung H190 und N241 (H für Hauptgebäude und N für Nebengebäude), dann würde das nicht passieren.

Dass schlechte Adressierungen auch Arbeitszeit von Mitarbeitenden kostet, belegt ein Besuch in den Sekretariaten. Diese müssen auswärtigen Anrufern Dokumente in Papierform zusenden, weil die Anrufer/innen zwar über Internet verfügen, aber an den Strukturen unserer Website gescheitert sind. Am Telefon wäre das jeweils besonders praktisch, wenn man sagen könnte: "Ah, sie kennen unsere Webadresse? Ersetzen Sie den ersten Punkt durch ein @ und sie haben unsere Mailadresse."

Literatur

Erstaunlicherweise habe ich bisher keine Literatur zu URL-Konzepten gefunden. Die Usability-Gilde schreibt Bände über Navigations-, Site- und Seiten-Strukturen, aber URLs werden aussen vor gelassen. Ein blinder Fleck von Usability und information architecture? Literaturhinweise zu URL-Konzepten sind erbeten an mailto:beat@doebe.li

Zwar nichts zu URLs, aber trotzdem relevant in diesem Zusammenhang:

Update: Es gibt sie eben doch, die Aussagen zu guten URIs:

,

Streaming Media fürs Lernen?

19 February 2006 | Beat Döbeli Honegger | Information-Architecture (IA)
Mit den Podcasts der Stanford University sind derzeit streaming media for learning (podcasts, vlogs, Televorlesungen usw.) wieder mal in. Ich konnte mich bisher nie dafür begeistern:
  • Ich kann den Inhalt nicht überfliegen/scannen
  • Ich kann die Geschwindigkeit der Informationsaufnahme nicht steuern
  • Ich kann nur dem vorgegeben Ablauf folgen
  • Ich kann keine Annotationen anbringen

Welche dieser Nachteile sind medieninhärent und unüberwindbar, wo wurde nur noch keine passenden Werkzeuge erfunden ("Die Technik ist einfach noch nicht so weit.")?

Ketzerische "eat your own dogfood" -Frage: Wer von den eLearning-Podcast-Promotoren hat selbst mehr als eine Stunde lang mit Hilfe von Podcasts gelernt?

Siehe auch den Artikel "Harry Potter als Hörhorror" im Magazin des Tages Anzeigers 2/2006

Oeffnet die Intranets

06 February 2006 | Beat Döbeli Honegger | Information-Architecture (IA)
Zweifellos ist es notwendig, die Sicherheit der Daten zu gewährleisten, und diese Arbeit muss sorgfältig verrichtet werden. Doch der Eindruck drängt sich auf, dass viele Unternehmen verzweifelt versuchen, Firewalls zu errichten, weil sie nicht wollen, dass der Markt erfährt, dass es hinter diesem Schutzwall nichts gibt, was es wert wäre, gestohlen zu werden. Das ist kein Sicherheitsdenken, sondern nichts anderes als Paranoia. Man kann keine überzeugenden Handlungsansätze finden, wenn man sich nicht über den Tellerrand hinauswagt. Und wagt man es nicht, riskiert man den vorzeitigen Untergang. Man lädt Kunden nicht ein, Verbesserungs- und Entwicklungsvorschläge einzubringen, indem man sie aussperrt.

[...]

In nicht allzu ferner Zukunft werden die Firmen signifikante Bereiche ihrer Intranets öffnen müssen - während sie gleichzeitig ihre wenigen echten Geheimnisse immer noch schützen -, um glaubwürdige Beziehungen zum Markt aufbauen zu können, statt Barrieren zu errichten.

Quelle: Biblionetz:b01207

Und wie sieht das bei eLearning-Plattformen aus?

Über Intranets

06 February 2006 | Beat Döbeli Honegger | Information-Architecture (IA)
Aber dann erkannten die Großkonzerne, was sich dort abspielte, und zogen in den meisten Fällen die Notbremse. Aus, vorbei! Um ehrlich zu sein: Es gab noch einige hochkarätige Führungskräfte da draußen, die tatsächlich ein Gespür für die Dynamik der Materie hatten - und die Dynamik bezieht sich hier in erster Linie auf den kulturellen Aspekt der Netzwerke, denn wer die Technologie verstehen will, kauft sich ein Sachbuch. Abgesehen von dieser Hand voll Ausnahmen waren die meisten Führungskräfte absolut ahnungslos (clueless).

Und, leider, sind es die meisten immer noch. Zu viele von ihnen haben niemals ernsthaft ihre Zeit online verbracht. Wenn sie sich dann damit auseinander setzen müssen, ein Intranet für das Unternehmen einzurichten, beschäftigen sie sich zuerst mit Berichtsstrukturen und damit, wo sich jeder gemäß eines abstrakten Organigramms aufzuhalten hat. Diktatorische Anweisungen wie: »Alle Webseiten müssen offiziell von der Abteilung Unternehmenssicherheit überprüft werden«, ersticken die spontane Begeisterung im Keim.

Es ist jedoch eine Tatsache, dass die Mitarbeiter an der Basis oft über ein viel breiteres und wertvolleres Wissen verfügen als die Führungskräfte und die Sicherheitsexperten eines Unternehmens. Wenn man diese Begeisterung eindämmt, kann es leicht sein, dass man am Ende ein sehr professionell wirkendes und sehr teures Intranet vorweisen kann, um das sich allerdings niemand schert. Die Frage, die sich die Unternehmen stellen müssen, lautet: Was wäre, wenn wir ein Intranet aufbauten und keiner ginge hin?

Die Führungsspitze muss durch ausreichende Etats, motivierende Angebote und intellektuelle Hilfestellungen ihre Unterstützung signalisieren, um die Sache in Gang bringen zu können. Es ist eher Rock 'n' Roll als das gewohnte puritanische Geschäftsleben - und das bringt für jeden BWLer das Fass zum Überlaufen. Es sei unmöglich, so argumentieren sie, ein Geschäft zu führen, in dem jeder nach freien Stücken improvisieren könne.

Aber Unternehmen funktionieren auf diese Weise, ob man das nun will oder nicht. Es gibt niemanden, der sie tatsächlich »führt«. Niemand gibt den Takt vor. Das Unternehmensmanagement hat kaum eine Vorstellung von dem, was tatsächlich auf diesem Markt geschieht. Aber die Mitarbeiter wissen Bescheid, denn sie arbeiten dort. Im Internet spielt die Musik.

Zwei Fragen:
  1. Aus welchem Jahr stammt diese Aussage? (Lösung: Biblionetz:b01207)
  2. Welche Organisation kommt einem beim Lesen in den Sinn (mehrere richtige Antworten möglich)

oder: Gründe für frei verfügbare, aber nicht durch Suchmaschinen erfasste Inhalte

Es gibt vier Stufen der Öffentlichkeit von Information:

  1. Gar nicht im Internet
  2. Zugangsgeschützt nur gewissen (zahlenden) NutzerInnen zugänglich im Internet
  3. Frei verfügbar, aber von Suchmaschinen nicht erfasst im Internet
  4. Frei verfügbar und von Suchmaschinen erfasst im Internet

Stimmt das?

Hintergrund dieser Überlegungen: Oft wird vereinfacht nur unterschieden zwischen "Ist im Internet" und Ist nicht im Internet". Im Zusammenhang mit meinen Wikiservern versuche ich aber die Variante "Frei verfügbar, aber nicht durch Suchmaschinen auffindbar" zu propagieren. Diese Inhalte findet nur, wer weiss, dass es sie gibt. Darin sehe ich zwei Vorteile:

  1. Frei verfügbare, aber nicht in Suchmaschinen auftauchende Informationen tragen nicht weniger zur Informationsflut im Netz bei. Es gibt Informationen, die zwar nicht geheim, aber auch nicht von allgemeinem Interesse sind. Wer sie will, soll sie haben. Wer sie nicht will, den sollen sie nicht stören.
  2. Ein Synergieeffekt stellt sich erst ein, wenn nicht alle das Rad neu erfinden. Es ist somit wünschenswert, wenn Ideen und Gedanken frei verfügbar sind. Selbst diejenigen, die bereit sind, anderen an ihren Gedanken teilhaben zu lassen, möchten aber ihre (vielleicht erst entstehende) Arbeit nicht Wildfremden zum Frass vorwerfen. Meine Wikiserver stellen ihre Inhalte denen zur Verfügung, die sich vertieft damit beschäftigen und damit auch den Kontext kennen.

Der (passwort-)geschützte Zugang hat den Nachteil, dass Interessierten explizit der Zugang gewährt werden muss. Das bedeutet einerseits Aufwand und andererseits werden potentiell Interessierte gar nicht merken können, dass sich hinter verschlossener Türe etwas Interessantes verbergern würde. Beispiel: Wie oft wurde mir schon der Zugang zu geschützten E-Learning-Umgebungen versprochen. Wirklich Zugang erhalten habe ich selten. Oder nur zum Vorraum, aber nicht zu den Klassenzimmern. Das Nachfragen war mir dann zu mühsam. Chance verpasst?