Trotzdem hat mich bereits die Wiener Erfahrung irritiert. War es mein Alter, dass ich nicht so geschickt mit einem Tablet hantieren konnte wie die echten digital natives? Irgendwie wollte mir diese Erfahrung noch mehr sagen und so spukt mir die Frage nach dem idealen Gerät seit einigen Tagen im Kopf umher - eigentlich die Frage, ob diese Frage überhaupt sinnvoll ist.
Den Stein zum aktuellen Posting ins Rollen gebracht hat dann eine Diskussion mit Beat Rüedi bei Google+. Da schrieb Beat Rüedi:Ich habe nachgefragt:
und bekam zur Antwort:
Um entsprechende Generationen-Hypothesen gar nicht aufkommen zu lassen: Beat Rüedi kommentierte mein Posting so:
Tja, ich glaub, es geht weniger drum, was wir nun voneinenander halten, sondern eher um die Frage, ob wir Abstand von der Idee des für alle optimalen Gerätes nehmen müssen. Ist es je länger desto mehr eine schlechte Idee, allen Schülerinnen und Schülern das gleiche Gerät zur Verfügung stellen zu wollen? Sind Gerätetypen wie Lerntypen (über deren Definition und empirische Feststellung ich mich hier nicht auslassen möchte...)?
Im aktuell laufenden Projekt Digitaler Alltag an der Projektschule Goldau liess ich die drei beteiligten Lehrer entscheiden, welchen Gerätetyp (Handheld oder Tablet) sie für ihre Klasse ideal fänden. Hätte ich die Schülerinnen und Schüler statt der Lehrpersonen entscheiden lassen müssen? Also zukünftig Bring Your Own Device (Biblionetz:w02286) mit voller didaktischer Absicht und nicht nur aus Notwendigkeit? Aber ab welchem Alter haben Lernende die Kompetenz, das für sie tatsächlich geeignete Gerät zu wählen? Und wo setzt die Schule die Schranken nach unten und nach oben?Lauter unbeantwortete Fragen! (Das sollte jetzt kein Werbeposting für einen nächsten Workshop sein, aber den braucht's bestimmt!)
Ich bin verunsichert. Und das macht auch Spass!Nach meinen Beobachtungen (Beat Doebeli während Referaten, aber auch meinerselbst in der Schule) sind sowohl Referenten als auch Lehrer, welche mit den neuen Medien unterrichten, für viele andere auch Marktfahrer. In dem Sinne, als diese mit der "Salatraffel" virtuos umgehen können - und der gewöhnliche Anwender Zuhause konsterniert feststellen muss, dass die Rafflerei am Stand wohl einfach ausgesehen hat, nun aber ein Ding der Unmöglichkeit zu sein scheint - oder so
-- BeatRuedi - 02 Oct 2012 Eine weitere und aus digitaler Sicht uralte Frage stellt sich wieder... als weiteres Workshopthema.. Welcher Lehrer, welche Lehrerin braucht es (noch?) für diese Schule mit wasauchimmer für Geräten? Langsam könnte man daraus nicht bloss einen Workshop sondern eine Tagung machen.. und bitte..'bring your own teacher'zu 1.1: Auf jeden Fall! Ich werde nie mit einer Smartphone-Tastatur so schnell sein wie mit einer "normalen". Mit einer guten Computertastatur kann ich annähernd so schnell schreiben wie ich ausformuliere. Mit einer Zwei-Finger-Tastatur geht das nur, wenn ich dazu in erheblichem Maße die Autovervollständigung nutze. Das ist desto schwieriger, je fachlicher der Text ist, den ich schreibe. Außerdem ist es "cognitive load", wie Du schreibst, lenkt also vom eigentlichen Task ab.
zu 1.2: Ich habe gerade das Textfeld, in dem ich diesen Kommentar schreibe, größer gezogen; zum Glück ist das möglich! Für längere Zusammenhänge finde ich es ungemein angenehm, mehr als den Umfang eines Tweets gleichzeitig sehen zu können. Auf einem iPhone wird wesentlicher Raum durch die Tastatur blockiert. (Ja, man könnte eine Bluetooth-Tastatur nehmen, aber dann kann man m. E. auch gleich ein MacBookAir einpacken.)
Taskswitching hast Du oben schon ausgeführt: +1.
Zusätzlich genieße ich unter MacOS die Möglichkeit, Fenster verschiedener Programme nach Belieben zu layern. (Ich muss unter aktuellen Windows-Versionen mal wieder untersuchen, ob das da inzwischen geht.) Erschwerend kommt mobil hinzu, dass mehrere Tabs nicht gleichzeitig leicht switchbar offen sein können und auch nicht mehrere PDFs.
zu 2: Die Kürze der Texte und die meist geringe Schreibgeschwindigkeit auf herkömmlichen Tastaturen führen dazu, dass Smartphones und Tablets hier keinen Nachteil für Schüler/-innen der Sek I darstellen dürften.
Wenn man das Gerät nicht selbst programmieren darf, ist es für Informatik-Unterricht nutzlos. Damit ist ein wesentlicher Aspekt der Allgemeinbildung mit dem Gerät nicht vermittelbar, es disqualifiziert sich. (Nein, jedem/-r SuS einen Developer Account bei Apple zu stiften, damit er/sie iPhone bzw. iPad selbst programmieren kann, ist nicht ausreichend.)
Wieder einmal gilt der Grundsatz der "pädagogischen Ergonomie", nicht nur für Raumausstattungen in der Schule, sondern dito auch für persönliche Geräte: So wie Beat auf dem Foto deutlich macht, dass er eine Tastatur ausgewählt hat, die seine Handgelenke erhält, so müssen auch für Lehrsituationen zunächst die Anforderungen definiert werden, bevor ein Gerät ausgewählt wird: "iPad ist cool.", "Android Tablets sind cool und offen.", "Windows7 hat den größten Marktanteil." sind keine hilfreichen Argumente. Wenn man vorher weiß, was man mit den Geräten vorhat, kann man solche auswählen, die dazu passen.
-- TorstenOtto - 02 Oct 2012Ob jemand mit der virtuellen Tastatur eines Smartphones so effizient schreiben kann wie ein anderer mit der realen Grosstastatur auf dem Schreibtisch mag auch viel mit Nutzungsgewohnheiten zu tun haben. Das kann man vielleicht mit dem Lesen und Bearbeiten (Anmerkungen, Korrekturen) von Texten entweder am Bildschirm oder im Ausdruck vergleichen; da gibt es Vorlieben, die vor allem aus Gewohnheiten entstehen (und natürlich aus der Ergonomie der Arbeitsumgebung).
Auch ich sehe gerne mehr von dem Text, an dem ich gerade schreibe, als nur die letzten 2 Zeilen, das hat aber wohl mit meiner persönlichen Mediennutzungsgeschichte zu tun, die zugleich typisch für meine Generation und Bildungsstufe sein dürfte. Entstehen neue Werkzeuge, so verändern sie die Fähigkeiten der Menschen, die sie nutzen. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass Menschen, die es gewohnt sind, nur die letzten 2 Zeilen ihres Textes zu sehen, den Rest des Textes stärker in ihrem Kurzzeitgedächtnis präsent haben.
-- LukaPeters - 04 Oct 2012 Wow, das würde ja der Digitalen-Demenz-These von Spitzer widersprechen und man müsste alle Schülerinnen und Schüler sofort mit möglichst kleinen Bildschirmen ausstatten, damit sie den Rest des Textes memorieren (was nach Spitzer ja fast gleichbedeutend mit Lernen ist