04 January 2024 -
Version 1 -
BeatDoebeli
Kürzlich habe ich mir meine persönliche Informationsflut-Pegelstandsanzeige gebaut. Einerseits als technische Spielerei, damit ich mich wieder einmal mit Webechnologien wie REST-APIs etc. auseinandersetze und andererseits weil ich erleben wollte, wie sich diese Facette von
quantified self (
Biblionetz:w02356) anfühlt.
Veralteter Screenshot meiner Informationsflut-Pegelstandsanzeige
Technische Aspekte
Umgesetzt habe ich diese Pegelstandsanzeige als zwei Sensoren in meinem Smarthome-System (
Home Assistant), das bei mir zu Hause auf einem Raspberry Pi läuft.
Mailcounter
Da meine berufliche Mail über die Microsoft-Cloud läuft, habe ich via
Power Automate von Microsoft einen Mechanismus zusammengestellt, der alle 5 Minuten per Rest-API-Aufruf meinem Raspberry Pi mitteilt, wie viele Mails sich derzeit in meiner Inbox befinden.
Veralteter Screenshot meiner Informationsflut-Pegelstandsanzeige
Der bei Microsoft
Flow genannte Ablauf wird alle 5 Minuten ausgelöst und holt sich über einen https-Aufruf beim MS-Graph ein json-Object, das die Anzahl Mails in meiner Inbox enthält:
https://graph.microsoft.com/v1.0/me/mailFolders/inbox/totalItemCount
Im nächsten Schritt wird die benötigte Zahl aus dem json-Objekt extrahiert und im letzten Schritt als REST-API-Aufruf meinem Home-Assistant-Instanz weitergereicht:
https://meine-geheime-homeassistant-adresse.org:port/api/states/input_number.mailcounter
Den Rest der graphischen Aufbereitung sowie der Speicherung einer History übernimmt alles Home Assistant.
Tabcounter
Den Tabcounter habe ich als selbst zusammengestiefelte kleine Chrome-Extension umgesetzt. (Viel musste ich nicht selbst programmieren, ich konnte die bestehende Chrome-Extension
HA-Cinema-Time anpassen, indem ich einfach an der passenden Stelle
chrome.tabs.query()
einsetzen und den Code an passender Stelle auf meinem Computer deponieren musste.
Nun meldet mein Chrome-Browser bei jedem Öffnen und Schliessen eines Tabs die aktuelle Zahl meiner offenen Chrome-Tabs an meine Home-Assistant-Instanz.
Technisch war das Gebastel für mich lehrreich und hat mir wieder einmal gezeigt, wie standardisierte Schnittstellen zur Mächtigkeit der Digitalisierung beitragen, indem neue Systeme mit vergleichsweise geringem Aufwand als Puzzles aus bestehenden Bestandteilen zusammengesetzt werden können (sprich: Das Rad muss nicht dauernd neu erfunden werden).
Inhaltliche Aspekte
Ich finde die Pegelstandanzeige für mich persönlich interessant und hilfreich. Sie ergänzt mein Bauchgefühl, ob ich grad von Informationen geflutet oder ob ich ihr einigermassen Herr werde. Von zeit zu Zeit reserviere ich mir explizit Zeit, um die beiden Pegel zu senken, da dienen die Anzeigen als simple, aber erfolgreiche Motivationshilfe.
Da Arbeitskolleg:innen manchmal wissen möchten, wie stark ich grad belastet bin, habe ich mir schon überlegt, ob ich diese Pegelstandanzeigen auch automatisiert meiner Wochenplan-Mail beilegen sollte. Das ist aber vermutlich aus verschiedenen Gründen keine gute Idee:
- Die Zahl meiner Mails in der Inbox und offener Browser-Tabs sagt sehr wenig über meine echte Arbeitslast aus und lässt sich vor allem nicht mit den Zahlen anderer Menschen vergleichen:
- Inboxen können leicht durch alle möglichen Notifications und Newsletter verstopft werden, wenn man diese nicht konsequent abmeldet.
- Auch ohne Newsletter etc. benötigt nicht jede Mail und jedes Browser-Tab den gleichen Verarbeitungsaufwand. Die reine Zahl an Mails und Tabs sagt somit sehr wenig über den effektiven Arbeitsberg aus.
- Relevant ist eigentlich nicht die absolute Zahl, sondern die Veränderung in jüngerer Vergangenheit: Es ist nicht wichtig, wie viele Mails oder Tabs insgesamt noch auf mich warten, sondern ob mehr Informationsobjekte reinkommen als ich verarbeiten kann. Somit müsste ich eigentlich keine Pegelstandanzeigen versenden sondern Steigungsindikatoren.
- Und als letztes lässt sich aus den Zahlen auch nicht ablesen, ob ich Mails und Tabs aus Faulheit oder Überlastung nicht verarbeitet habe.
Fazit: Ich werde die Pegelstandanzeigen weiterhin nutzen, aber nur für mich privat.
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06 December 2023 -
Version 1 -
BeatDoebeli
Diese Woche ist die neueste Auflage der Pisa-Studie erschienen (
Biblionetz:w03097). Das grosse öffentliche Interesse richtet sich auf die Lese- und Mathematikkompetenzen der 9. Klässler:innen. Ich habe mich - nicht überraschenderweise - auf die Kapitel der Länderberichte gestürzt, die sich mit dem digitalen Zeugs beschäftigen:
Dabei bin ich u.a. an folgender Passage aus dem Deutschen Länderbericht hängengeblieben:
Darüber hinaus nehmen Schulleitungen in Deutschland die technische und pädagogische Kompetenz der Lehrkräfte für den Einsatz digitaler Geräte mit über 92 Prozent signifikant häufiger als ausreichend wahr als Schulleitungen im OECD-Durchschnitt
(88 %). International wird folglich die technisch-pädagogische Kompetenz der Lehrkräfte von den Schulleitungen überwiegend als ausreichend empfunden.
Das klingt doch erfreulich - oder? Gemäss dieser Einschätzungen wissen Lehrkräfte in der OECD, wie man digitale Medien technisch und pädagogisch einsetzt, grössere Weiterbildungsinitiativen sind damit eigentlich überflüssig, oder?
Ich will ja den Lehrkräften nicht zu nahetreten und ihnen Kompetenzen absprechen, aber diese Einschätzung von Schulleitungen widerspricht sowohl meiner direkten als auch meiner indirekten Erfahrung mit Lehrkräften. Auf die Gefahr hin,
armchair-reasoning zu betreiben, wage ich zu behaupten:
Nein, viele Lehrkräfte wissen weder technisch noch pädagogisch, wie man digitale Medien sinnvoll einsetzen kann. (Daran sind sie meistens nicht selbst schuld).
Wie kommet es denn dazu, dass Schulleitungen in einer PISA-Befragung eine solche Einschätzung abgeben? Ich habe drei Hypothesen:
- H1: Die Schulleitungen haben selbst wenig Ahnung davon, was man eigentlich technisch und pädagogisch bezüglich Digitalisierung als Lehrperson wissen müsste (eine Art Dunning-Kruger-Effekt (Biblionetz:t06119) bezüglich Fremdeinschätzung).
- H2: Die Schulleitungen sind sich bewusst, dass sie wenig davon verstehen und denken sich: "Naja, ich kann ja von den Lehrpersonen nicht mehr verlangen als ich auch selbst weiss. Mehr vom Digitalen zu verstehen als ich ist eine absurde Forderung."
- H3: Die Schulleitungen möchten nicht den Eindruck erwecken, als hätten sie ihre Aufgaben nicht gemacht: "Ich werde ja wohl meine Schule so organisiert haben, dass die Mitarbeitenden kompetent sind, oder?" Löblich und verständlich, aber trotzdem evtl. problematisch.
Schon 2006 habe ich mich
im Blog bezüglich der damaligen PISA-Erhebung gefragt, ob denn Selbsteinschätzungen der eigenen ICT-literacy zuverlässig seien (
Biblionetz:f00124). Nun 2023 muss ich die Frage ausweiten auf
Sind Fremdeinschätzungen der ICT-literacy zuverlässig?
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14 September 2023 -
Version 1 -
BeatDoebeli
Der erste Versuch eines Techniktagebuch-Eintrags
Herbst 2023, ich habe vor längerem eine Reise mit der Bahn gebucht. Die SBB informiert mich per Mail, dass die Reise bald stattfinden wird und ich doch im Fahrplan prüfen solle, ob noch alles in Ordnung sei:
OK, ich klicke auf den Link und der Fahrplan der SBB sagt mit, dass der Zug wie gebucht fährt:
Doch halt, da ist so ein rotes i. Aus leidvoller früherer Erfahrung weiss ich, dass dies weit mehr als ein harmloses i sein kann. Ich klicke also auf das i und erhalte folgende Information:
Oh, aber sicher will ich mehr Info:
"Es ist mit einer längeren Reisezeit, geänderten Anschlüssen, Verspätungen, Ausfällen und Umleitungen zu rechnen. Der Online-Fahrplan wird nicht angepasst." Hä? Die Webseite sagt mir in etwa:
"Vorsicht, es kann alles schiefgehen, aber wir haben den Fahrplan nicht angepasst." ??
Aber sicher will ich weitere Informationen und klicke auf Bahn.de. Als Antwort erhalte ich eine Webseite mit allen, ja ALLEN aktuellen Bahnstörungen in Deutschland:
Als Schweizer bin ich nicht nur von der schieren Menge überfordert, sondern mangels Geografiekenntnissen auch nicht in der Lage herauszufinden, welche dieser Störungesmeldungen denn meine Verbindung betreffen könnte. Also beschliesse ich, meine Verbindung im Fahrplan der Deutschen Bahn abzurufen:
Uns schwupps, die Störung, vor der mich die SBB gewarnt hatte, ist verschwunden
(Ich weiss allerdings noch nicht, ob ich mich darüber freuen soll - Fortsetzung folgt.)
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WikiGuest - 14 March 2024
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