Jugendliche möchten mehr Medienkompetenz im Lehrplan 21
Die
Bildungskoalition NGO hat diese Woche eine spannende, aber nicht unproblematische
Befragung von Jugendlichen zum Lehrplan 21 (
Biblionetz:t15773) veröffentlicht:
15- bis 18-jährige Jugendliche in der deutschsprachigen Schweiz wissen,
was sie von der Schule erwarten und wie sie im Unterricht und Schulalltag
mitwirken möchten. Eine vom Marktforschungsinstitut
GfK durchgeführte
Studie «Jugend und Lehrplan 21» zeigt auf, dass die Jugend in Bildungsthemen
mitreden will. Und nicht nur das: Sie zeigt auch, dass die Teenager mehr
über Nachhaltigkeitsthemen und den Umgang mit Medien wissen möchten.
Sehr schön! Die Studie berichtet, dass die Jugendlichen mehr zu verschiedenen Aspekten von digitalen Medien in ihrem Leben wissen möchten (siehe rechts). Als Fazit daraus schliesst die Bildungskoalition, dass der Umgang mit Medien im
Lehrplan 21 (
Biblionetz:w02172) stärker gewichtet wird.
Doch obwohl die Studie eigentlich Wasser auf meine Mühlen ist, muss sie - bzw. das, was von ihr bekannt ist - kritisch hinterfragt werden:
- Befragt wurden 15-18-Jährige, also nicht das Zielpublikum des Lehrplans 21. Das lässt sich zwar gut begründen, denn diese Altersgruppe hat die Volksschule soeben hinter sich und kann damit aus eigener Erfahrung antworten. Andererseits fragt es sich, ob 15- bis 18-Jährige wirklich die Wünsche von 5- bis 15-Jährigen abbilden. Der Lehrplan 21 deckt auch den Kindergarten ab und es ist fraglich, ob die Wünsche von 15- bis 18-Jährigen identisch mit denen von Kindergärtnern sind. (Dass nur 12% der Befragten wussten, dass ein Lehrplan 21 in Erarbeitung ist (Seite 3), deutet meiner Ansicht nach darauf hin, dass sich die Befragten - wenig erstaunlich - bisher nicht mit Lehrplanfragen und Bildungspolitik beschäftigt haben.)
- Was genau gefragt wurde, ist nicht öffentlich bekannt. Laut publiziertem Bericht dauerten die Befragungen 10 Minuten. Im Bericht ist eine längere Liste von Themen zu finden, welche die Befragten sich in der Schule wünschen. Es ist zu befürchten, - aber man weiss es nicht - dass konkret nach diesen Themen gefragt worden ist ("Möchten Sie, dass Nachhaltigkeit ein Thema in der Schule ist?"). Das ist aus verschiedenen Gründen problematisch:
- Bereits die Fragen legen eine thematische Ausrichtung vor. Wurde gefragt, ob die Schülerinnen und Schüler auch mehr Videos schauen möchten im Unterricht. Vermutlich nicht. Wurde gefragt, ob sie auch etwas über die Grundlagen digitaler Medien (aka Informatik) wissen möchten? Wir wissen es nicht.
- Es besteht die Gefahr von sozialer Erwünschtheit bei der Befragung: Wer sagt schon gerne, dass ihn die Erhaltung der Natur nicht interessiert?
- Wie massgebend sollen die Wünsche der Schülerschaft für die Schule sein? Durchaus eine heikle Frage. Selbstverständlich will man versuchen, die Interessen und Wünsche der Schülerinnen und Schüler zu berücksichtigen. Aber wie stark?
Ich nehme diese Befragung trotzdem als einen Beleg für die Forderung nach einem Fach: Geantwortet haben Jugendliche, die soeben die Sekundarstufe I verlassen haben. Theoretisch hätten die meisten von ihnen die gewünschten Themen in der Schule gehabt haben müssen: Die meisten Deutschschweizer Kantone haben einen ICT-Zusatzlehrplan, der eigentlich
verbindlich diese Kompetenzen beschreibt. Dass diese jedoch nicht bei den Schülerinnen und Schülern ankommt, ist für mich ein Beleg dafür, dass dem Thema ohne eigenes Fach (und damit einhergehend Unterrichtszeit, Lehrerweiterbildung und Noten) das notwendige Gewicht fehlt.
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