Zeit-Konferenz 'Schule der Zukunft - alles digital!?'

Jahresanfänge eignen sich für den Blick in die Zukunft. Nach dem Beitrag Zukunft der Arbeit nun der kurze Bericht zur Konferenz Schule der Zukunft - alles digital!?, welche im November 2015 von der Telekom und der Zeit in Berlin veranstaltet worden war.

Anlässlich dieser Veranstaltung wurde der Länderindikator 2015 zur digitalen Bildung in Deutschland Schule digital (Biblionetz:b06082) präsentiert und veröffentlicht. Anhand einer Befragung von Lehrkräften wurde der Stand der Digitalisierung der Schulen der 16 Bundesländer eingeschätzt und in drei Kategorien präsentiert:

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Zudem werden im Bericht sieben Handlungsempfehlungen zur digitalen Bildung gemacht:

  1. DIGITALE KOMPETENZEN ERLERNEN
    Kinder und Jugendliche müssen den Umgang mit digitalen Medien genauso lernen wie das Lesen, Schreiben und Rechnen. Daher müssen Konzepte für das Lernen über Medien und das Lernen mit Medien fest im Unterricht – möglichst in allen Fächern – verankert werden.
  2. AUFKLÄREN STATT VERBIETEN
    Um junge Menschen für die kompetente, verantwortungsbewusste und sinnvolle Nutzung digitaler Medien fit zu machen, müssen sie für den sorgsamen Umgang mit diesen sensibilisiert werden. Es geht darum, die Chancen und Risiken digitaler Medien zu thematisieren, statt deren Nutzung zu verbieten. Das gilt sowohl für den Umgang mit persönlichen Daten als auch für die Nutzung von Medien im Unterricht.
  3. LEHRER PRAXISNAH UNTERSTÜTZEN
    Die Vermittlung digitaler Kompetenzen ist vorrangig Aufgabe der Lehrer. Länder und Kommunen müssen sie dabei unterstützen, Kinder und Jugendliche auf das Leben in der digitalen Welt vorzubereiten. Dazu muss die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen, zum Beispiel indem sie verstärkt Fortbildungen, Lehrplanvorgaben und IT-Unterstützung zur Verfügung stellt.
  4. KULTUR DES TEILENS ENTWICKELN
    Für den Unterricht mit digitalen Medien benötigen die Lehrer Zeit und Freiräume, zum Beispiel um medien-gestützte Lehr-/Lernkonzepte für den Schulalltag zu entwickeln. Darüber hinaus müssen sie im Sinne einer „Kultur des Teilens“ Möglichkeiten zur vernetzten Zusammenarbeit haben – im Kollegium, schulübergreifend und mit außerschulischen Partnern.
  5. AUSSTATTUNG DEN KONZEPTEN ANPASSEN
    Bei der Vermittlung digitaler Kompetenzen muss das pädagogisch Sinnvolle im Fokus stehen, nicht das technisch Machbare. Gemeinsam mit den Lehrkräften müssen daher zunächst pädagogisch-didaktische Unterrichtskonzepte entwickelt werden. Erst wenn solche Konzepte vorliegen, wird der Bedarf an technischer Ausstattung deutlich. Damit wird sichergestellt, dass nur die Technik angeschafft wird, die die Lehrer vor Ort tatsächlich brauchen und bedienen können.
  6. ABLÄUFE BESSER ORGANISIEREN
    Zentrale Aufgabe der Lehrkräfte ist in erster Linie guter Unterricht und nicht die Wartung von IT-Ausstattung. Die Schuladministration und die Schulträger müssen die Schulen daher mit Blick auf die technischen Grundlagen digitaler Bildung so unterstützen, dass eine sichere Nutzung und ein reibungsloser Betrieb von Geräten und Anwendungsprogrammen gewährleistet sind.
  7. KOOPERATIONSVERBOT IM SCHULBEREICH ABSCHAFFEN
    Hervorragende Bildungsangebote für die digitale Welt müssen im Interesse von Bund, Ländern und Kommunen liegen. Im Sinne einer gesamtstaatlichen Verantwortung sollten sie daher die Entwicklung und Umsetzung solcher Angebote gemeinsam angehen dürfen. Das bestehende Kooperationsverbot im Schulbereich verhindert, dass die politisch Verantwortlichen an einem Strang ziehen.

Sowohl diesem Länderindikator als auch diesen Handlungsempfehlungen stehe ich zugegebenermassen etwas ambivalent gegenüber. Vermutlich gehört das zum politischen Wahrnehmungsprozess der Herausforderung "Schule und Digitalisierung". Die Empfehlungen kann man alle sofort unterschreiben, aber sie sind auch sehr allgemein gehalten und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, unter Expertinnen und Experten habe man diese Empfehlungen bereits vor 15 Jahren ausgesprochen… (Aber ich weiss auch aus frustrierender Erfahrung aus der Schweiz, dass auch im Jahr 2015 der Zwischentitel „Keine IT-Ausstattung ohne pädagogisches Konzept“ von Seite 7 des Länderindikators missachtet wird…)

An der Konferenz wurden mehrere Best-Practice-Beispiele des Lernens mit digitalen Medien in der Schule präsentiert und innovative Lehrpersonen unterschiedlicher Schulstufen sowie Gymnasiastinnen und Gymnasiasten diskutierten über digitale Bildung. Unterdessen sind nicht nur die Audioaufnahmen der Gesprächsrunden, sondern auch die Videoaufnahmen online verfügbar.

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In der Gesprächsrunde zur internationalen Perspektive durfte ich vom Lehrplan 21 aus der Schweiz berichten und habe unter anderem die Bedeutung der Informatik für die heutige Allgemeinbildung betont.

Tagungsdokumentationen finden sich bei der Telekom-Stiftung und beim Deutschlandfunk.


 
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