Wer programmiert hier wen?

Im Tages Anzeiger von gestern Montag, den 20.09.2010 ist unter dem Titel Versicherer ziehen konservative Bewerber vor ein Artikel zu Online-Eignungstests von Schweizer Versicherungsunternehmen für zukünftige Aussendienstmitarbeitende zu lesen.

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Die Geschichte in Kürze: Die Versicherer liessen ihre bestehenden Aussendienstmitarbeitenden gegen 800 Fragen zu ihrer Lebensweise, Einstellungen etc. beantworten. Mittels Statistikprogrammen eruierten sie danach diejenigen Fragen bzw. Antworten, welche mit dem Verkaufserfolg der Mitarbeitenden korrelierten. Diese Fragen stellen sie nun per Webinterface Stellenbewerberinnen und -bewerbern und können so automatisiert potenziell erfolgreiche Mitarbeitende aussortieren. Im Artikel wird anschliessend darauf eingegangen, ob dieses Vorgehen arbeitsrechtlich korrekt sei.

Mich interessiert ein anderer Aspekt der Geschichte: Welche Rolle spielt hier der Computer? Eines ist klar: Ohne Computer wäre dieses Vorgehen unmöglich. Erst der Computer ermöglicht, mit einigermassen vertretbarem Aufwand alle Mitarbeitenden 800 Fragen beantworten zu lassen und dann Korrelationen zum Mitarbeitenden-Umsatz zu suchen. Dies ist ein Beispiel für die These, dass der Computer dazu geführt hat, immer mehr zu messen und auszuwerten. Gunter Dueck (Biblionetz:p01183) hat dafür den Begriff Omnimetrie (Biblionetz:w01810) geprägt, den er als "die Sucht oder die Notwendigkeit, alles zu messen." definiert.

Der Computer hat in dieser Geschichte noch eine andere Rolle: Er wimmelt automatisiert und scheinbar ohne menschliche Verantwortung aus Sicht der Versicherungen ungeeignete Bewerberinnen und Bewerber ab. Hier werden Entscheidungen scheinbar an den Computer delegiert. Kein Mensch in der Versicherung muss mehr hinstehen und jemandem ins Gesicht sagen, dass die Versicherung nicht an der Bewerbung interessiert sei. Das erledigt der Computer.

Omnimetrie und Delegation sind zwei Aspekte des Mensch-Maschine-Verhältnisses, das wir auf dem Niveau Sekundarstufe 2 im Modul Wer programmiert hier wen? des Online-Informatik-Lehrmittels http://iLearnIT.ch behandeln.

Das Modul beschäftigt sich mit der Interdependenz von Mensch und Maschine. Auf der Primarschulstufe (5./6. Klasse) geht es primär um die sinnvolle Gestaltung der Benutzerschnittstelle, auf der Sekundarstufe II sind dann auch gesellschaftliche und ethische Aspekte ein Thema.

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Als Rahmengeschichte wollen die drei Roboter, bit, byte und nibble Tickets für eine Bergbahn kaufen. Zu diesem Zweck stehen ihnen drei Kaufmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Ticket-Automat
  • Webinterface
  • Bestelltelefon

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Alle drei Kaufmöglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile. Anhand dieser wird das Verhältnis Mensch-Maschine diskutiert. Die drei Kaufmöglichkeiten müssen analysiert werden, lassen sich umprogrammieren und anhand von Türen und Lichtschaltern wird das Thema auch ohne Computer aufgezeigt.

Das Modul ist in drei Schwierigkeitsstufen verfügbar:

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